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Verkannter Schatz

Symposion zur Erwachsenen-Katechese diskutiert neue Wege

Von KNA-Redakteurin Angelika Prauß, Bonn (KNA)

Für Kinder und Jugendliche ist die kirchliche Sozialisiation vorgezeichnet: Taufe, Erstkommunion, Firmung. Welche Segenshandlungen und spirituellen Angebote aber hat Kirche Erwachsenen zu bieten, die diese wirklich innerlich ansprechen? Offenkundig viel zu wenig, betrachtet man die leeren Kirchenbänke. Wie es gelingen kann, Menschen wieder für den Glauben zu begeistern, darüber diskutierten in der Woche vor Karneval 200 Experten aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Belgien. Das Forum Vinzenz Pallotti in Vallendar und die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar hatten unter dem Titel "Erwachsene neu im Blick" zum ersten theologischen Symposion dieser Art im deutschsprachigen Raum geladen.

Verglichen mit der Kinder- und Jugendseelsorge gebe es erst wenig Erfahrung, wie Erwachsene in säkularer Umgebung neu für den Glauben angesprochen oder auf ihrem Weg zu einem persönlichen Glauben unterstützt werden können, begründete Mitinitiator Hubert Lenz das Forum. Beides sei aber für die Zukunft von Glaube und Kirche "von eminenter Bedeutung", erklärte der Pallottiner. Er bedauerte, dass viele Christen gar nicht wüssten, "welch großen Schatz sie eigentlich besitzen". Zugleich beobachte er eine große "Sprachunfähigkeit" über den Glauben. Gefragt seien deshalb Menschen, die von ihren alltäglichen Erfahrungen mit Gott erzählen können. Lernen kann man dies in verschiedenen Glaubenskursen, wie sie unter anderen die Pallottiner anbieten. Diese laden dazu ein, sich gemeinsam auf den Weg mit Gott einzulassen. Gerade dieser persönliche Austausch sei für Erwachsene wichtig, betont Lenz: "Menschen hören lieber von Zeugen als von Gelehrten."

Das Symposion wollte aber auch aufräumen mit Vorurteilen gegenüber der Erwachsenenkatechese. So kritisierte Michaela Wuggazzer, Katechumenatsverantwortliche im Bistum Augsburg, die oft verbreitete Vorstellung: "Erwachsene bringen gar nichts mehr mit. Wir müssen denen was beibringen." Vielmehr habe jeder in seiner Lebensgeschichte ganz eigene Erfahrungen mit Kirche, Glauben sowie Gottesnähe und -ferne gemacht, an die es anzuknüpfen gelte. Nicht selten hätten Taufanwärter bereits tiefe Gotteserfahrungen gemacht. Eine ehemalige Atheistin etwa spürte nach dem Tod ihres Vaters, dass dieser "noch da" war und was Ewiges Leben bedeuten könnte. Als sie bei einem schweren Autounfall unverletzt blieb, fühlte sie die Gewissheit: "Da ist jemand, der will, dass Du lebst." Für die junge Frau ein Auslöser, um die Aufnahme in die Kirche zu erbitten. Der zuständige Pfarrer habe Wuggazzer mit Wehmut gestanden, dass er selbst noch nie eine vergleichbare Erfahrung gemacht hatte.

Ergriffen und versöhnt

Die Bedeutung einer solchen persönlichen Begegnung mit Gott unterstrich auch Pfarrer Klemens Armbruster vom Seelsorgeamt Freiburg, der mit Lenz das Symposion leitete. Gerade Lebensfragen, Sehnsüchte und Umbrüche stünden oft am Anfang eines inneren Glaubensprozesses und führten zur (Wieder-)Hinwendung zur Kirche. Das paulus-gleiche Ergriffenwerden führe zu einer "Zustimmung des Herzens", die den Menschen in seiner Tiefe berühre und verändere: "Die Erfahrung der Liebe Gottes schenkt einen neuen Lebenssinn, befreit von Schuld und schenkt die Versöhnung mit der Lebensgeschichte." Dieses Berührtwerden könne man aber nicht planen - "Gott muss seinen Teil dazu tun", betonte Armbruster. Neben dieser Gnade bedarf es nach seiner Einschätzung aber konkreter Menschen als Glaubenszeugen.

Doch was, wenn Gott den Menschen nicht zu berühren scheint? "Kein Mensch braucht Gott. Es gibt gute Menschen und gelingendes Leben ohne Gott", provozierte der Seelsorger. "Ich glaub' nix, mir fehlt nix", habe es einmal ein junger Mann auf den Punkt gebracht. Auch das 2. Vatikanische Konzil habe festgestellt, dass es Menschen gebe, die keine "religiöse Unruhe" verspürten.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Menschen Gott und Kirche als lebensfremd erleben. Aktuelle Alltagsprobleme in Beruf, Familie, Beziehung, Freizeit und Kultur sind keine Themen, die theologisch beleuchtet werden, beobachtet die Erfurter Pastoraltheologin und Religionspädagogin Maria Widl. Zudem würden zentrale Glaubensthemen um Gnade, Erlösung, Sünde, Eucharistie und Ewiges Leben kaum noch besprochen, "weil sie nicht ins moderne Verständnis passen".

"Wie ein Marsmensch"

Lebensfern, exotisch, wie von einem anderen Stern - so scheint die Frohe Botschaft beim Volk anzukommen. Der Trierer Bischof Reinhard Marx räumte ein, dass er sich bei manchem Firmgottesdienst in seinem Bistum fühle "wie ein Marsmensch". Zwar sei alles gut vorbereitet, die Kirche nett geschmückt und die Leute freundlich - aber mit Freude mitfeiern, das täten die Wenigsten. Die fehlende Strahlkraft des Glaubens beschäftigt den Trierer Hirten schon länger, wie auch seine Silvesterpredigt 2005 belegt. Dort stellte er die Frage, woran es liegt, "dass diese großartige Botschaft" so sehr verdunkelt werde, "dass viele Menschen gar nicht mehr das Befreiende, das Wunderbare erkennen können?" Mit dem Selbstbewusstsein der Katholiken sei es offenbar nicht weit her. "Wir scheuen uns zu sagen: Wenn du Christ bist, hast Du mehr vom Leben."

Marx ist Realist. "Wir stehen vor einer neuen Epoche, die in unserer Kirchengeschichte ohne Vergleich ist", so der Bischof. Statt alte Strukturen aufrecht zu erhalten, sei eine "neue Sammlung des Gottesvolks" notwendig. Gefragt sei kein Aktionismus, sondern Ausstrahlung. Müde und frustrierte Christen seien eine schlechte Werbung für die Kirche. Wenn selbst Pfarrer ausgebrannt und ohne innere Begeisterung ihren Dienst verrichteten, dann spürten das auch junge Menschen, glaubt Marx. "Warum sollten sie also in die Kirche kommen?"


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