Das Pastoralkonzept «Wege erwachsenen Glaubens (WeG)»
von Pfr. Leo Tanner / Jonschwil (CH)
Erwachsene im Blick
Beim Pastoralkonzept „Wege erwachsenen Glaubens" (WeG) handelt es sich um ein Modell, das die erwachsene Person ausdrücklich in den Blick nimmt. Das beinhaltet einen wesentlich neuen Aspekt, denn die heutige Pastoral und Katechese ist sowohl arbeitsmäßig wie auch finanziell hauptsächlich auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet. Es gibt aber in der heutigen Zeit immer mehr Erwachsene, welche nie eine existentielle Glaubenserfahrung gemacht bzw. die Grundbotschaft nie kennen gelernt haben. Daraus ergeben sich Fragen wie:
- Wo können sich Getaufte als Erwachsene mit den Grundfragen der Frohbotschaft Jesu existentiell auseinandersetzen?
- Wie haben «entkirchlichte» Erwachsene in ihrem eigenen Umfeld die Möglichkeit, sich neu auf das Evangelium einzulassen?
- «Wo gibt es über alles rationale Andozieren der Existenz Gottes hinaus eine Einführung in die persönliche Gottesbeziehung, in die lebendige Erfahrung Gottes?» (Karl Rahner).
Vor einigen Jahren haben sich verschiedene Personen aus Deutschland und der Schweiz, die langjährige Erfahrungen in der Erwachsenenkatechese mitbringen, zum „Internationalen Projektteam ‚Wege erwachsenen Glaubens'" zusammengeschlossen (IPW).1 Mit dem Pastoralkonzept „Wege erwachsenen Glaubens" will das IPW-Team auf die genannten Fragen und die veränderte Glaubens- und Kirchensituation reagieren. Das im folgenden beschriebene Konzept will einerseits Gemeinden/Seelsorge-einheiten, die nach neuen Wegen suchen, konkrete und in der Praxis bewährte Möglichkeiten aufzeigen, andererseits einen Gesprächsbeitrag zu den verschiedenen kirchenamtlichen wie pastoraltheologischen Überlegungen liefern.
Fünf Schritte
Phase der Vorbereitung
- Seelsorgeteam, Gremien und Gruppierungen, sowie alle interessierten Gemeindemitglieder werden über Chancen und Ziele des WeG-Konzeptes informiert.
- An einer Mitwirkung interessierte Personen werden angesprochen und Schritt für Schritt für ihren Dienst befähigt. Ein WeG-Team entsteht.
Phase der Durchführung
- Dieses WeG-Team bietet ein erstes Glaubensseminar an: Glaubenserneuerung
- Im Anschluss an das Seminar wird zur Bildung „gemeindlicher Kleingruppen" motiviert. Es werden WeG-Treffen angeboten, in denen Interessierte miteinander den Glauben vertiefen: Glaubensvertiefung
- Auf diesem Weg entdecken Menschen unter anderem auch, wie sie sich mit ihren jeweiligen Gaben in Kirche und Gesellschaft einbringen können. Einige engagieren sich im neuen WeG-Team, das die Schritte drei und vier wiederholt: Glaubensweitergabe
Zum besseren Verständnis
Da immer wieder neue Menschen angesprochen werden sollten und christlicher Glaube Wachstumshilfen braucht, ist es das Ziel des WeG-Konzeptes, ein Team von Laien aufzubauen, das zusammen mit dem Seelsorgeteam regelmäßig (evtl. jährlich) in der Pfarrei/Seelsorgeeinheit einen «Weg erwachsenen Glaubens» ermöglicht, der zur «Initialzündung» und Vertiefung des Glaubens führt.
- Worum geht es konkret? Es ist Aufgabe der Pfarrei, Getaufte und Gefirmte zur Verlebendigung der Sakramente zu führen und Nichtchristen für das Evangelium zu gewinnen. Erwachsen ist eine Person, wenn sie selbst für ihr Leben entscheidet und die Verantwortung übernimmt. Ein erwachsener Glaube beruht auf einer persönlichen Entscheidung zur Nachfolge Jesu. Eine solche Entscheidung ist nicht an ein bestimmtes Alter gebunden, sondern eine Frage der geistlichen Empfänglichkeit und Berufung. Sie wächst und reift heran. Das braucht Zeit. Deshalb geht es um Wege, welche der Förderung des Glaubenswachstum Raum, Zeit und Möglichkeiten bietet.
- Was ist das Ziel? Dieser «Weg erwachsenen Glaubens» will zur «Initialzündung» und Vertiefung des Glaubens führen: In den Evangelien lesen wir, dass Jesus Menschen angeschaut, angesprochen und in seine Nachfolge gerufen hat. Oft ist in diesen Begegnungen der «Funke» gesprungen. Wenn der «Funke» gesprungen ist, braucht der Glaube dann Wachstums- und Vertiefungshilfen, weiterführende Wege erwachsenen Glaubens. Und Begegnungen verändern. Wer in einer lebendigen Beziehung mit Jesus lebt, dessen Leben wird sich verändern.
- Wer trägt und organisiert? Ein Team von Laien, in Zusammenarbeit mit dem Seelsorgeteam der Pfarrei: Dieses Pastoralkonzept will das Laienapostolat fördern! „Laien" entdecken ihre Berufung zur Glaubensweitergabe.
- Wie oft? Das Ziel ist nicht, alle paar Jahre eine Großveranstaltung durchzuführen, sondern einen kontinuierlichen Prozess zu fördern. So wie regelmäßig auf die Erstkommunion und Firmung vorbereitet wird, soll regelmäßig ein Angebot für Erwachsenenkatechese (Religionsunterricht für Erwachsene) stattfinden.
1 Mitglieder sind: Klemens Armbruster (1958), Priester, Diözesanreferent für »Wege erwachsenen Glaubens« (Erzbistum Freiburg i. Br.); Marcel Bregenzer (1954), verh., drei Kinder, Diakon, Arbeitsstelle für Pfarrei-Erneuerung in Sursee (CH), Urban Camenzind-Herzog (1949), verh., drei Kinder; Diakon; Arbeitsstelle für Pfarrei-Erneuerung; Theresa Herzog (1954), Juristin und Mediatorin, bis 2000 bei internationalen Verhandlungen im Bereich Natur- und Umweltschutz tätig. Seit 1998 theol. Ausbildung;. Hubert Lenz (1952), Pallottiner, Priester, Professor (Philosophie und evangel. Pastoral); Leo Tanner (1953), Priester; Pfarrer (30 %), Gründer und geistl. Leiter der »Bibelgruppen Immanuel«; zahlreiche Kursmaterialen im WeG-Verlag. - s.a. www.wege-erwachsenen-glaubens.org
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